C. Das Römerrcich.
85
des Jahrtausend geschafft und gehandelt hatten, weideten fortan römische Scla-
ven die Heerden ihrer fernen Herren." Nach Beendigung des Zerstörungswer-
kes wurde das unterworfene Gebiet zur Provinz Afrika gemacht.
6) Römische Cultur und Sitten.
§. 125. Die Bekanntschaft der Römer mit Griechenland war für Bildung,
Sitten und Lebensweise höchst folgenreich. Die aus den eroberten Städten weg-
gesührten Werke griechischer Kunst und Literatur erzeugten in dem edlern und
empfänglichern Theil der Nation Geschmack für Bildung und weckten neue Gefühle.
Eine mächtige Partei, die Scipionen , Marcellus, F l a m i n i n u s u. A. an
der Spitze, begünstigte hellenische Weisheit, Poesie und Kunst, hegte und unter-
stützte griechische Gelehrte, Dichter und Philosophen und suchte mit den Kunst-
schätzen auch Geist und Sprache des besiegten Volks nach Rom zu verpflanzen.
Unter dem Schutze der Scipionen dichteten römische Dichter nach griechischen Vor-
bildern. So die Komödiendichter Plautus und Derentius, welcher letztere bei
seinen Arbeiten von dem jüngern Scipio und dessen Freund Lalius unterstützt
worden sein soll. Von Plautus besitzen wir noch zwanzig, von Terentius noch
sechs Stücke, die von neuern Dramendichtern häufig nachgebildet wurden. Da jedoch
der Sinn der Römer ganz auf das Praktische, aus Kriegswescn, Staats-
verwaltung und Rechtspflege gerichtet war, so konnte die geistige Bildung
nie zu solcher Höhe gelangen als bei den Griechen; auch fand das Volk mehr Ge-
schmack an sinnlicher Schaulust, an rohen Fechterfpielen und Thierkämpfcn als an
geistigen Erzeugnissen. —Doch nicht bloß Kunst und Literatur entlehnte man;
auch die Eleganz und Verfeinerungen in den häuslichen Einrichtungen, den Lurus
und die Verschwendung in Kleivung und Mahlzeiten, die Glätte und Abgcschlissen-
heit im geselligen Verkehr, die Sinnengenüffe und üppigen Lebensfreuden nahm
man von den griechischen und morgenländischen Völkern an. Mit den Reichthümern
und der Cultur erbten die Sieger auch die Lüste und Laster der unterjochten Völker.
Da hiedurch die altväterlichen Sitten, Zucht, Einfachheit, Mäßigkeit und Abhär-
tung bedroht wurden, so nur eine Gegenpartei, an ihrer Spitze Porrius Cato,
den Neuerungen ernstlich entgegen. Die Strenge, womit dieser merkwürdige Mann
als Censor die neue Richtung bekämpfte, hat seinen Namen zum Sprichwort ge-
macht. Auf sein Zuthun wurden die griechischen Philosophen aus Rom ver-
bannt, die Redner sch ulen geschlossen, die unsittlichen Bacchusseste und andere
der Fremde entlehnte Religionsgebräuche untersagt, die Scipionen als Sittenver-
derber bestraft und Gesetze gegen Schwelgerei und Prunksucht erlassen. Und um der
neuen Literatur entgegen zu wirken, verfaßte er selbst Schriften über den Land-
b a u, aus dem Roms alte Größe beruhte, und über die a lt i t a l i s ch e n Völker-
ichasten, deren Einfachheit und Sittenreinheit er der beginnenden Entartung sei-
ner Zeit entgegenftellcn wollte. Aber das Beispiel Cato's, der in seinem hohen
Alter noch Griechisch lernte, beweist, daß strenge Anhänglichkeit an das Alte und
Herkömmliche den neuen vorwärts eilenden Bestrebungen immer erliegt.
Iii. Roms Entartung.
I . Itumantia. Tibcrius und Casus Gracchus.
§. 126. Je mehr das römische Reich an Umfang zunabm, desto mehr
schwand der Heldensinn, die Bürgertugend und das Vaterlands-
gefühl, welche Roms Größe begründet hatten. Aus den Reichen und Vor-
Plautus
+ 184.
Terentius
+ 154.
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131
Die Karolinger.
Waffenübung; Ackerbau und Viehzucht überließen sie den Sclaven. Treue war
ihre hervorragendste Tugend und die Liebe zur Dichtkunst die einzige zarte Re-
gung der rauhen Männer. In schwermüthigen Heldenliedern und Sagen
priesen ihre Sänger (Skalden) die Großthaten der Altvordern. Die berühm-
teste Sammlung solcher Götter- und Helvengesänge führt den Namen Edda,
d. i. Weisheit, und zwar in einer jüngern und ältern Abfassung. Obschon
Ansgar, Bischof von Hamburg, bereits im 9. Jahrhundert in den skandina-
vischen Reichen mit großem Eifer das Evangelium verbreitete, so dauerte es
doch noch zwei Jahrhunderte, bis das Christenthum den Odinscultus vollstän-
dig verdrängte.
§. 207. Am meisten hatte England unter den schwachen Nachfolgern
Egberts (§. 185.) von den Dänen zu leiden. Sie plünderten die Küsten und
Flußgestade und zerstörten die christlichen Kirchen. Selbst Alfred der Große der Große
wurde von ihnen auf einige Zeit vom Thron gestoßen, bis es ihm nach lan-
gem Umherirren durch List, Tapferkeit und Wachsamkeit gelang, ihren Einfäl-
len ein Ende zu machen. Mehrere zum Christenthum bekehrte Schaaren der-
selben durften sich in N orthum berland niederlassen. Hierauf widmete Al-
fred seine Kraft der innern Ausbildung des Volks. Gleich Karl dem Großen
theilte er das Land in Gemeinden und Gaue und setzte, als Leiter des G e-
richtswesens, Grafen und Aldermen darüber; er gründete Kirchen
und Schulen, ließ die angelsächsischen Heldenlieder sammeln und übersetzte die
Schriften des Boethius u. A. (§. 182). Bei wichtigen Angelegenheiten zog
er den aus Edelleuten bestehenden Reichstag, W it ena g em o t, zu Rathe.
Selbst Muster sittlicher Ordnung in seiner Lebensweise, gewöhnte Alfred auch
sein Volk an Häuslichkeit und regelmäßige Thätigkeit. Als aber unter seinen
Nachfolgern die angelsächsische Bevölkerung durch eine schreckliche Blutthat in
der St. Brieeius nacht viele Tausende der Dänen in Northumberland er-
mordete, fing Tuender Glückliche, König von Dänemark und Norwegen,
die Raubzüge von Neuem mit solchem Erfolg an, daß sein Sohn Kanut berbcfäe
Große die englische Krone mit der dänischen und norwegischen vereinigte. Er
regierte weise und gerecht. Nach seinem und seinersöhnetod gelangte Eduard Eduard
der Bekenner, ein Sprößling der alten Königsfamilie, wieder auf den Thron. Bonner
Dieser hatte sich während der Fremdherrschaft längere Zeit in dern orm and i eiom—
ausgehalten und Liebe für die französtsch-normännischen Sitten eingesogen. Er 1066‘
begünstigte daher während seiner Regierung das Fremde auf Kosten des Ein-
heimischen und setzte, wie es heißt, bei seinem kinderlosen Absterben Herzog
Wilhelm von der Normandie zum Thronerben ein. Die Nation sträubte
sich und wählte den ritterlichen Harald zum König. Aber durch die Schlacht io«6.
von Hastings, in welcher Harald und die Blüthe des angelsächsischen Adels
die Wahlstatt („Battle") deckten, wurde Wilhelm der Eroberer Herr von
England, wo er mit großer Härte einen neuen Zustand begründete. Er berei-
cherte seine normännischen Ritter und Waffenbrüder, die der Abenteuergeist und
Thatendrang der Zeit unter seine Fahne gelockt, mit den Gütern der angelsäch-
sischen Grundherren, führte französische Sprache und normännisches Recht ein
und ertheilte die einträglichsten Kirchenämter seinen Freunden. So änderte eine
einzige Schlacht alle Verhältnisse. Aber aus der Mischung der verschiedenen
Volkselemente mit ihren Rechten und Gesetzen, ihren Sitten und Gewohnhei-
ten, ihrer Sprache und Poesie entwickelte sich mit der Zeit ein lebenskräftiges
Nationalganzes.
§• 208. Kurz zuvor hatte sich Robert Guiscard („Schlaukopf"), ein nor- 1060-
männischer Edelmann, durch Tapferkeit und List des größten Theils von
9*
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Karl_dem_Großen Karl Alfred Eduard_Eduard Eduard Eduard Wilhelm Harald Harald Wilhelm Robert_Guiscard
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Odinscultus England Northumberland Norwegen England
177
Spanien und Portugal.
Krieg überzog, wurde am Hügel vonflodden das schottische Heer aufs lgl3
Haupt geschlagen. 10,000 Streiter, darunter die Häupter der edelsten Fami-
lien, deckten das Schlachtfeld; den Leichnam des Königs fand man des andern
Tages unter einem Haufen erschlagener Edelleute, die den Fall ihres geliebten ^
Führers nicht überleben wollten. Unter seinem minderjährigen Sohne Ja - ^3_
eobv. wurde das Land von politischer und religiöser Parteiwuth zerrissen, 1342.
wobei alle Leidenschaften ungebändigt walteten und ein Zustand der Verwil-
derung und Gesetzlosigkeit eintrat.
tz. 279 0. Irland. Heinrich Ii. war der erste König, welcher die von
dem Papst der Krone England verliehene Insel Irland zu erobern unternahm.
Aber diese Eroberung hatte so geringen Fortgang, daß während des ganzen
Mittelalters blos die Hauptstadt Dublin mit der Umgegend Englands Ober-
hoheit anerkannte. Blutige Kriege, die von dieser Zeit an das Land zerrissen,
zerstörten in „grün Eiland" die poetische Cultur der gaelischen Vorzeit wie die
christliche Begeisterung des 7. und 8. Jahrhunderts. Einheimische Häuptlinge,
Könige genannt, lagen in unaufhörlichen Kämpfen mit einander und mit den
englischen („sächsischen") Eroberern und hemmten die Entwickelung des Bür-
gerstandes zur Industrie und Betriebsamkeit. Ritterliche Großthaten und
Abenteuer, ein romantisches Kriegs- und Jagdleben der Edelleute füllen die
Annalen der irischen Geschichte des Mittelalters; das Volk blieb unfrei und
ohne Bildung der Bedrückung des Adels und der Leitung der Geistlichkeit hin-
gegeben. Bürgerliche Ordnung und Herrschaft des Gesetzes waren unbekannte
Dinge. Selbst die von den folgenden Königen bewerkstelligte Ansiedelung eng-
lischer Edlen in Irland führte zu keiner Vereinigung. Denn diese mit der Zeit
zu Irländern gewordenen „Engländer von Geblüt" nahmen zuletzt Sprache,
Sitten, Lebensweise, ja Tracht und Namen von den Besiegten an und wider-
setzten sich so hartnäckig der Germanisirung und Civilisirung der Insel, daß
dadurch das Mutterland, „die Engländer von Geburt", ihre Waffen auch ge-
gen diese richteten. Der Haß der Engländer gegen ihre entarteten Landsleute
machte die Kriege immer blutiger, steigerte die Verwilderung des Jnselvolks
und vergrößerte die Spaltung und den Nationalhaß zwischen Eroberern und
Eroberten.
3. Spanien und Portugal.
t§. 280. Mehrere Jahrhunderte hindurch bestanden die Königreiche Ara-
gonien, Castilien und Portugal (§. 196.) in getrennter Selbständigkeit ne-
den einander. Das erste suchte sich nach Osten auszudehnen, indem es nicht
blos die Küstenländer Catalonien, Valencia und Murcia und die
spanischen Inseln Malorca und Minorca erwarb, sondern auch zeitweise .
Sardinien und Sicilien unterwarf und unter Alfons V. sogar das Kö-^6-
nigreich Neapel eroberte; Castilien dagegen vergrößerte sich nach Süden,
indem es durch glückliche Kriege gegen die Mauren Cordova, Sevilla
und Cadir an sich brachte. Diese Kämpfe waren von dem größten Einfluß
auf die Geschichte und den Charakter der spanischen Nation. 1. Sie erzeugten
Kriegslust und einen ritterlichen Sinn und bewirkten, daß das spanische Volk
an Kampf und Waffen, an Turnier und Ritterwesen, an romantischer Dich-
tung und Gesang Wohlgefallen fand. 2. Sie erhielten den Religionseifer und
begründeten die geistliche Uebermacht, die in Spanien stets heimisch blieb.
3. Sie weckten Freiheitsgefühl und Selbstvertrauen im Volke, daher die spani-
schen Stände, die auf regelmäßigen Reichstagen (Cortes) zusammen-
Weber, Weltgeschichte. 5. Aufl. 4 2
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Alfons_V. Weber
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Irland Dublin Englands Irland Spanien Portugal Portugal Valencia Murcia Malorca Sardinien Sicilien Neapel Sevilla Spanien
272
Die neue Zeit.
1676—
1682.
Peter der
Große
1689—
1725.
Roma- stand ihnen im Osten, seitdem die Russen unter dem Herrscherhaus Rvma-
Negcmen-Uow sich geeinigt und gestärkt hatten und nun anfingen, ihre Grenzen nach allen
h"us von Richtungen auszudehnen. Dies geschah besonders unter A lerei Romanow und
173». seinen beiden Söhnen F e o d o r und Peter. Alerei erwarb Smolensk und S e -
1645-76 Ücr^cn/ brachte die streitbaren, wohlberittenen Kosaken zur Anerkennung der
Feodvr russischen Oberhoheit und beförderte die Cultur und Betriebsamkeit des Landes;
Feodor aber wurde der Schöpfer der u n u m sch r ä n k t e n Z a a r e n g e w a l t, in-
ven: er die Geschlechtsregister vernichtete, worauf die Adelsfamilien ihre An-
sprüche gründeten.
h. 419. Peter der Große. Was seine Vorgänger begonnen führte Pe-
ter der Große zur Vollendung. Auf großen Reisen durch die europäischen
Länder machte sich Peter mit den Einrichtungen gebildeter Völker und mit den Vor-
theilen eines geordneten Staatswesens bekannt; dadurch gewann er Liebe zur Cultur
und richtete sein ganzes Bestreben dahin, das russische Reich aus einem asiatischen,
wie es bisher gewesen, in einen europäischen Staat umzuwandeln. Zu dem Zweck
beförderte er die Einwanderung ausländischer Handwerker, See-
leute und Offiziere nach Rußland, unbekümmert um den Fremden haß
seiner Landsleute; und um selbst Mitwirken zu können, machte er sich in Holland
und England mit der Schiffsbaukunst vertraut und nahm Einsicht von den Werk-
stätten der Künstler und Handwerker, von Mühlen, Dämmen, Maschinen u. dgl.
Ein Aufstand der Strelitzen, hervorgerufen durch die Erbitterung über die
Neuerungen und die Fremdlinge, wurde unterdrückt und von dem Kaiser zur Um-
wandlung des Heerwesens nach europäischem Muster benutzt. Durch die
furchtbare Bestrafung der Schuldigen, wobei das Hängen, Rädern, Enthaupten
Wochen lang andauerte und der Zaar selbst Hand anlegte, bewies aber Peter, daß
die Bildung nicht in sein Herz gedrungen. Trotz seines Strebens, der europäischen
Cultur in seinen Staaten Eingang zu verschaffen und trotz seiner europäischen
Tracht, die er allen seinen Unterthanen gebot, blieb er in Sitten, Denkungsart
und Herrscherweise ein Barbar, dem Branntweintrinken ergeben, roh in seinen Be-
gierden und wüthend im Zorn.
§.420. Polen un ter Friedrich August dem Starken. Während
sich Rußland hob und befestigte, ging Polen, durch seine wilde und ungeordnete
Freiheit immer mehr seinem Verfall entgegen. Als der kriegskundige König I o -
Hann Sobieski sh. 406.) gestorben war, erhob sich ein heftiger Wahlkampf,
aus dem endlich der Kurfürst von Sachsen Friedrich August, ein durch seine
Körperstärke wie durch seine Galanterie und Prachtliebe bekannter Fürst, als Sieger
:697. ^ hervorging. Er wurde zum Kö n i g v on P o le n ausgerufen, nachdem er zuvor
zur katholischen Kirche übergetreten. Aber der polnische Adel, der allein
staatsbürgerliche Rechte besaß, indeß der Bauer in harter Leibeigenschaft schmachtete
und der Bürgerstand sich aus seiner untergeordneten Stellung nicht emporzuarbeiten
vermochte, hatte die Königsgewalt bereits so geschmälert, daß der Staat die Form
einer Adelsrepublik erhielt, in welcher das gewählte Oberhaupt nicht viel mehr
als der Vollstrecker der Reichstagsbeschlüsse war.
^897^!' §• 421. Als Karl Xii. in einem Alter von 16 Jahren den schwedischen
i7i8. Thron bestieg, glaubten die Beherrscher von Rußland, Polen und Däne-
mark den Zeitpunkt gekommen, Schweden seiner eroberten Länder zu berauben.
Der russische Zaar Peter der Große wünschte festen Fuß an der Ostsee zu
fassen; derpolnische Wahlkönig Friedri ch August Ii. (derstarke), Kur-
fürst von Sachsen, trachtete nach dem Besitz von Livland und der dänische König
Friedrich Iv. suchte Schleswig dem Herzog von Holstein-Gottorp,
einem Schwager Karls Xii., zu entreißen. Sie schlossen daher unter Vermittlung
1696.
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Extrahierte Ortsnamen: Rvma-
Negcmen-Uow Smolensk Holland England Polen Hann_Sobieski Sachsen Polen Schweden Ostsee Sachsen Livland Karls
Einleitung.
1. Die ersten Menschen.
§. 1. Nachdem Gott im Anfang Himmel und Erde geschaffen, den Him-
mel mit Sonne, Mond und Sternen geschmückt, dieerde mitpflanzen bekleidet
und mit Thieren belebt hatte, schuf er nach seinem Bilde den Menschen,
die Krone der Schöpfung, und bestimmte ihn durch Verleihung der Vernunft
und Sprachfähigkeit zum Herrn des Erdbodens. Ohne Fehl, erzählt uns die
heilige Schrift, ging das erste Menschenpaar aus der Hand des Schöpfers
hervor und lebte in Unschuld und Kindlichkeit an seinem ursprünglichen Wohn-
orte, dem Paradiese, bis es; von der Schlange, dem Versucher, verführt,
von dem verbotenen Baum der Erkenntnis kostete und durch diese Uebertretung
des göttlichen Gebots der unbewußten Schuldlosigkeit und des paradiesischen
Zustandes verlustig ging. — Nunmehr mußten sie und ihre Nachkommen unter
Mühe und Arbeit ihr Leben zubringen und im Schweiße ihres Angesichts ihr
Brod essen. Es erwachten die Leidenschaften und bösen Begierden und störten
das friedliche Zusammenleben; die ungestümen Triebe einer wilden, ungebän-
digten Natur stürzten die jungen Geschlechter immer tiefer in die Verirrungen
der Sünde und des Lasters, bis zuletzt eine große Wasserfluth, Sün dfluth
genannt, alle Menschen außer Noah und seiner Familie von der Erde vertilgte.
— Noah's Nachkommenschaft mehrte sich indessen bald wieder so sehr, daß die
jüngern, von seinen drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet abstammenden
Geschlechter sich über die benachbarten Länder verbreiten mußten, weil die Hei-
math sie nicht mehr zu fassen vermochte. Da kamen sie auf den Gedanken, den
Thurmvonbabelzu bauen, dessen Spitze in den Himmel ragen und ihnen
ein stetes Erkennungszeichen sein sollte. Dieses vermessene Beginnen vereitelte
der Herr, indem er ihre Reden verwirrte und durch die Scheidung der
Sprache eine Trennung herbeisührte. Sie zogen aus nach allen vier Himmels-
gegenden, bevölkerten die Länder der drei ältesten Erdtheile: Asien, Afrika
und Europa und bildeten nach Verschiedenheit der Sprachen verschiedene
Völker und Nationen. — Mit dieser räumlichen Trennung des Menschen-
geschlechts, wie sie die heil. Schrift darstellt, mögen dann auch die körperlichen
Unterschiede entstanden sein, die man im Laufe der Zeit wahrnahm. Besonders
ließ sich in der Hautfarbe und Kopfbildung eine merkliche Verschiedenheit
erkennen, daher man die Menschen in drei Hauptstämme oder Racen, eine
weiße (kaukasische), gelbe (mongolische) und sch Warze (äthio-
pische) und in zwei Nebenstämme, eine dunkelbraune (malayische)
und eine kupferfarbige (amerikanische) geschieden hat, die jedoch nur
als Varietäten einer und derselben Gattung zu betrachten sind, da die Ein-
1*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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4 Geschichte der alten Welt.
heit des Menschengeschlechts als Art (Species) aufs Gründlichste
nachgewiesen ist.
2. Lebensweisen der ältesten Völker.
tz. 2. Nach der Verschiedenheit der Wohnsitze wählten die Menschen auch
verschiedene Lebensweisen und Beschäftigungen. Die Bewohner der
Steppen und Wüsten, wo sich nur hie und da fruchtbare Weideplätze
finden, ergaben sich dem Hirten leben und zogen als wandernde Stämme
mit ihren Zelten und Heerden von Ort zu Ort, ihren Aufenthalt nach den
Jahreszeiten wechselnd. Sie werden Nomaden genannt und ihre Hauptbe-
schäftigung ist Viehzucht. Denn die Noch lehrte die Menschen frühzeitig,
durch Zähmung der Thiere sich bessere Nahrung und Kleidung zu verschaffen
und sich in den Hausthieren nützliche Gehülsen bei der Arbeit zu erziehen.
Die Ansiedler wohlgelegener Meeresküsten entdeckten bei zunehmender Entwicke-
lung und Bevölkerung bald die Vortheile ihrer Lage. Sie trieben Schiff-
fahrt und Handel und erzielten Wohlstand und Reichthum, wodurch sie sich
zum Bau schöner Wohnhäuser und zur Anlegung von Städten aufgefordert
fühlten, indeß die Bewohner unwirthlicher Gestade ihr freudenloses Leben mit
dem Fischfang fristeten. Die in der Ebene wohnten, widmeten sich dem
Ackerbau und den Künsten des Friedens, während die rauhen, abgehärteten
Bergvölker sich der Jagd ergaben und, von ungestümem Freiheitsdrang
getrieben, an Kampf und Krieg Ergötzen fanden. — Ein mächtiger Hebel
zur Bildung des Menschengeschlechts war der Handel und der dadurch herbei-
geführte Völkerverkehr. Die Bewohner fruchtbarer Ebenen und wohlgelegener
Flußufer trieben Land- oder Binnenhandel; die Bewohner der Meeres--
küsten dagegen Seehandel. Die ausgedehnteste Gattung des Binnenhandels
ist der in Asien und Afrika heimische Karavanenhandel (§.5). Anfangs
tauschte man Maare gegen Maare (Tauschhandel); erst später kam man
auf den Gedanken, den edeln Metallen einen bestimmten Werth beizulegen
und ausgeprägte Geldmünzen zu einem künstlichen, bequemern Tausch-
mittel umzuschaffen. Die Bewohner der Städte legten sich aus Gewerbe
und Erfindungen und pflegten Künste und Wissenschaften zur Berei-
cherung und Verschönerung des Lebens und zur Ausbildung des menschlichen
Geistes.
3. Staatsformen. Kastenwesen.
§. 3. Mit der Zeit unterschieden sich die Völker in civilisirte (Cul-
turvölker) und in uneivilisirte (Naturvölker), je nachdem Anlage
und Verkehr die Ausbildung der geistigen Kräfte förderten oder Stumpfsinn
und räumliche Abgeschiedenheit dieselbe hemmten. Die uncivilisirten Völker
sind entweder wilde Horden unter der Obhut eines Häuptlings, der unum-
schränkte Gewalt über Leben und Tod besitzt, oder wandernde Nomadenge-
schlechter unter der Leitung eines Oberhauptes, welches als Vater der
Familie, die Rechte eines Fürsteu, Richters und Oberpriesters übt. Weder
diese Nomadengeschlechter mit patriarchalischen Einrichtungen, noch die
wildenstämme, die in Afrika's unbekannten Sandwüsten (Neger), inasiens
Hochgebirgen und Steppen und in Amerika's Urwäldern hausen, finden einen
Platz in der Geschichte. Diese befaßt sich nur mit den Culturvölkern, die
durch Sitten und gegenseitige Uebereinkunft(Convenienz) zum fried-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Einleitung.
5
lichen Verkehr und zur bürgerlichen Gesellschaft sich verbunden haben.
— Nach der Verschiedenheit der Regierungsformen oder Verfassungen zerfallen
die Staaten in monarchische und republikanische. Monarchie heißt
ein Staat, wenn ein Einziger an der Spitze steht und das Regiment führt;
dieser Einzige hat nach dem räumlichen Umfang seines Gebiets bald den Titel
Kaiser oder König, bald die Benennung Herzog oder Fürst u.dgl.
Republik oder Freistaat (Gemeinwesen) heißt man diejenige Verfas-
sung, wo die Regierungsgewalt in die Hände einer aus mehreren Gliedern
bestehenden und durch Wahl eingesetzten Obrigkeit gelegt ist. Die republika-
nische Regierungsform ist bald aristokratisch, wenn nur einige durch Ge-
burt oder Reichthum ausgezeichnete Geschlechter dem Gemeinwesen vor-
stehen, bald demokratisch, wenn das Gesammtvolk Gesetze macht und
die verantwortlichen Leiter der Regierung wählt. — In manchen Staaten des
Alterthums war die freie Selbstbestimmung des Einzelnen durch die Kastenein-
richtung beschränkt. Darunter versteht man eine strenge Scheidung der Menschen
nach Stand und Beruf, die in fester Ordnung vom Vater auf den Sohn ver-
erben, und wobei weder eine Vermischung noch ein Uebergang aus einer in die
andere gestattet ist. Die beiden ersten Kasten umfaßten die Priester, die allein
die Kenntniß der religiösen Satzungen und Gebräuche, sowie der bürgerlichen
Gesetze besaßen und auf ihre Nachkommen over Schüler vererbten, und die
Krieger (Adel), denen die Uebung der Waffen und die Beschützung des
Landes oblag. Diese beiden Stände theilten mit dem König den Besitz der
Herrschaft und genossen mancherlei Vorrechte. Die Bauern, Kaufleute
und Handwerker bildeten die dritte Kaste, die dann wieder in mehrere Un-
terabtheilungen auseinanderging. Oft war die Kastenordnung die Folge ge-
waltsamer Eroberung, daher sich in den meisten Kastenstaaten eine unterworfene
Menschenklasse vorfand, die als Hirten ein unstetes ungeordnetes Leben führ-
ten und von den herrschenden Ständen mit großer Verachtung behandelt wur-
den. Am längsten und reinsten erhielt sich das Kastenwesen in Indien und
Aegypten.
4. Heidnisches Religionswesen.
§. 4. Bei der Zerstreuung der Menschen über den Erdboden ging der ur-
sprüngliche Glaube an den Einen wahrhaften Gott (M o n o t h e i s m u s) verlo-
ren und die Völker versanken in Vielgötterei (P olytheismus), indem
sie statt des Schöpfers dessen sichtbare Werke, besonders die Sonne mit den
himmlischen Gestirnen, anbeteten oder die in der Natur wirkenden Kräfte
und Elemente als göttliche Wesen verehrten. Nur bei dem jüdischen Volke
erhielt sich der Glaube an Einen Gott in ihrem Stammgotte Jehov ah. Die
Religionen aller andern Völker, wie verschieden sie auch waren, faßt man mit
dem Namen Heidenthum zusammen. Statt das höchste Wesen, den Schö-
pfer und Erhalter des Weltalls, als Geist sich zu denken und ihn im Geist
und in der Wahrheit anzubeten, gaben ihm die alten Völker eine menschliche
Gestalt und faßten seine verschiedenen Kräfte und Eigenschaften als besondere
Gottheiten auf, die sie auf die mannichfaltigste Weise darstellten. Man bildete
Götter aus Erz und Stein, aus Holz und Thon; man errichtete ihnen Tem-
pel und Altäre; man brachte ihnen Opfer dar, theils um ihren Zorn zu
sühnen, theils um ihre Gnade zu erflehen. Diese Opfer waren mannichfacher
Art, je nach dem Grade der Bildung eines Volks. Die Griechen und Römer
veranstalteten ihren Göttern fröhliche Feste, an denen sie die dargebrachten
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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A. Morgenländische Völker.
ländischen Kaufleute in Gesellschaften zusammen und geleiteten in großen, oft
bewaffneten Schaaren ihre auf Kameele und Saumthiere gepackten Güter von
einem Orte zum andern. Diese Waarenzüge gaben zur Anlegung von Handels-
plätzen und Städten, von Warenhäusern und Herbergen Veranlassung; sie
setzten die Bewohner entfernter Gegenden in wechselseitigen Verkehr und theil-
ten mit den Erzeugnissen auch die Bildung, die religiösen Einrichtungen und
die bürgerliche Ordnung des einen Landes dem andern mit. Berühmte Tempel
und Orakel dienten ihnen häufig als Markt und Stapelplatz, wodurch der
Handel geheiligt und unter den Schutz der Religion gestellt ward. — Im Mor-
genlande kamen alle Religio ns form en zur Entstehung und Ausbildung,
sowohl der Glaube an Einen Gott, der im Judenthum sich entwickelte, der
später im Christenthum in verjüngter Kraft und Reinheit zur Erscheinung
kam und endlich im Islam den größten Theil der morgenländischen Welt
bezwang, als der heidnische Götterdienst in seiner bunten Mannigfaltigkeit,
mit seiner Priestermacht, seinem Opferwesen und seinem ceremonienreichen Cul-
tus. Denn was das Verhältniß der Creatur zum Schöpfer betrifft, so haben
darüber die morgenländischen Völker am tiefsten und eifrigsten nachgedacht und
sind zu Ergebnissen gelangt, über welche keine andere Nation hinausgekommen
ist. — Weniger mannichsaltig als das Religionswesen gestalteten sich diever-
fassungs- und Regierungsformen des Morgenlandes. Bei den No-
maden herrschten die Stammhäupter mit patriarchalischer Gewalt; in
den Kastenstaaten die bevorzugten Stände der Priester und Krieger;
aus beiden ging mit der Zeit die un umschränkte Fürstenmacht (Despo-
tismus) hervor, die dem Gebieter die patriarchalischeillgewalt der Nomaden-
häupter und die religiöse Heiligkeit der Kastenkönige verlieh. Dadurch wurde
im Morgenlande die Königsmacht allmählich auf solche Höhe gerückt, daß der
damit Bekleidete fast göttlicher Verehrung theilhaftig ward. Dem Herrn
(Despoten) gegenüber erscheinen alle Staatsangehörige als Knechte und
Sclaven ohne persönliche Rechte und ohne Eigenthum. Der König schaltet
nach Willkür über Gut und Leben seiner Unterthanen; er gibt und nimmt, wie
es ihm gefällt, und nur mit niedergeworfenem Körper darf man in seiner Nähe
erscheinen; wie die seligen Götter lebt der König in Freude und Genuß, um-
geben von Dienern, die seinen Willen thun, seine Befehle vollstrecken und sei-
nen Lüsten stöhnen, und umringt von allen Gütern und Schätzen, von aller
Pracht und Herrlichkeit des Erdbodens. Solche Staatsformen, worin Gesetze
und Menschenrechte keine Geltung haben, worin nur Despotismus und Knecht-
schaft waltet, besitzen keine Lebenskraft und keine dauerhafte Bildungsfähigkeit,
daher alle orientalischen Staaten eine Beute fremder Eroberer wurden, wobei
ihre frühe Cultur entweder unterging oder in Stockung und Stillstand gerieth.
— Die Natur des Orientalen ist mehr der beschaulichen Ruhe (Quietis-
mus) und dem Genuß als der Thätigkeit zugewendet. Dies hatte zur Folge,
daß die morgenländischen Völker nie zur Freiheit und Selbstbe-
stimmung gelangten, sondern entweder einheimischen Gebietern stumm
gehorchten oder unter dem Joche fremder Ueberwinder seufzten. Vermöge ihrer
geistigen Fähigkeit erreichten sie rasch einen gewissen Grad von Bildung, über-
ließen sich dann aber dem thatlosen Genuß, bis sie allmählich in Schlaffheit
und Verweichlichung versanken. Diese Verweichlichung wurde befördert durch
die dem Orient eigenthümliche Sitte der Vielweiberei (Polygamie),
welche das Familienleben, die Quelle häuslicher Sittlichkeit und Tugend, un-
tergrub. Was die Kunst der Morgenländer betrifft, so ist zwar die riesenmä-
ßige Anlage ihrer Bauwerke und die unglaubliche Geduld und Ausdauer bei
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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Geschichte der alten Welt.
der Ausführung und Vollendung höchst bewunderungswürdig, aber sie hat nie
weder die harmonische Schönheit noch die Zweckmäßigkeit und das Gleichmaß
(Symmetrie) freischaffender Völker erreicht. Die Erzeugnisse ihres Kunst -
und Gewerbfleißes (Industrie) zeugen mehr von handwerksmäßiger Fer-
tigkeit, die durch viele Uebung erlangt und durch Kasten- und Zunftzwang
festgehalten ward, als daß sie freie Produkte eines erfinderischen Geistes und
regsamer Hände gewesen wären. Die Knechtschaft hing wie ein Bleigewicht an
allen Lebensäußerungen des Morgenländers.
2. Chinesen.
§. 6. Da die Entwickelung des Menschengeschlechts im Allgemeinen dem
täglichen Lause der Sonne gefolgt ist, so beginnt man am besten die Geschichte
mit den Völkern des äußersten Osten. — In dem großen Kaiserreiche China
lebt seit den ältesten Zeiten ein Volk mongolischer Abkunft, das schon Jahrtau-
sende lang unverändert dieselbe Cultur und dieselben Einrichtungen besitzt.
Alles ist daselbst durch herkömmliche Gesetze und Formen geregelt und jede Frei-
heit verbannt. Der Mangel einer fortschreitenden Entwickelung beruht theils
auf dem zähen Charakter des Volks, das am Gewohnten und Ueberlieferten
festhält, theils rührt er daher, daß das Reich durch Gebirge, Meere und die
hohe, über 300 Meilen lange chinesische Mauer von dem Verkehr mit an-
dern Völkern ausgeschlossen und allen Fremden der Zutritt in das Land streng
verboten ist, theils hat er seinen Grund in den politischen Einrichtungen. Denn
der mit unumschränkter Herrschergewalt ausgerüstete, als „Sohn des Himmels"
und „geheiligter Herr" göttlich verehrte Kaiser und der zahlreiche Stand bevor-
zugter Gelehrten und Beamten (Mandarinen) halten das geknechtete und
mit großer Verachtung behandelte Volk bei dem Herkömmlichen fest und ent-
rücken ihm alles Neue. Da die Chinesen somit von den Erfahrungen fremder
Nationen keinen Gebrauch machen konnten, so blieben sie hinter andern Völkern
in allgemeiner Bildung zurück, obgleich sie schon in uralten Zeiten mit dem
Compaß, dem Schießpulver und einer Art Bücherdruck bekannt waren
und zu allen Zeiten eine wunderbare Emsigkeit und Arbeitsamkeit zeigten. Ja
selbst ihre Industrie kann sich mit der Gewerbthätigkeit und dem Kunstfleiß
der westlichen Culturstaaten nicht messen, so sehr sie auch von jeher wegen ihrer
Geschicklichkeit in der Seidenweberei, in der Bereitung von feinem Por-
zellan, von Schreibmaterialien, Schnitzwerken u. dergl. gepriesen wurden.
Der Ackerbau, der unter der unmittelbaren Obhut des Kaisers steht, so daß
Vieser ein bestimmtes Stück Land selbst bebaut und bepflügt, ist die älteste und
angesehenste Beschäftigung und bildet das ordnende und sittigende Element im
chinesischen Staats - und Volksleben. Neben dem Ackerbau, dessen Blüthe sich
in den weiten Getreide - und Reisfeldern und in den zahlreichen Gärten kund
gibt, ist die Theeeultur und Seidenbereitung der Stolz des Landes,
die Quelle großer Einkünfte. Und wie der Kaiser als Schützer und Förderer
des Ackerbaues gilt, so erfreut sich die Seid en cultur der besonderu Fürsorge
der Kaiserin. — Die chinesische Erziehung bezweckt nicht die Entwickelung der
Geisteskräfte des Menschen zu einer allgemeinen Menschenbildung, sondern
nur das Erlernen dessen, was die Vorfahren gewußt und geübt haben. Diese
Erziehung, Lebensweise und Regierungsart macht die Chinesen feige und un-
kräftig; dennoch haben sie die größte Meinung von ihrer Vortrefflichkeit und
betrachten alle andern Völker mit hochmüthiger Verachtung. Ihre Sprache,
die nicht aus Buchstaben, sondern aus Zeichen oder Bildern besteht, ist so
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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A. Morgenländische Völker.
Hirtenvolks der Hyksos, bis endlich einigen Königen von Oberägypten (The-
den) die Befreiung des Landes gelang. — Bon dem an war das „hunderttho- zo-
tige" Theben der Herrschersitz der Pharaonen, unter denen Ramses der
Große, den die Griechen Sesostris nannten, am berühmtesten ist. Er machte S-sestns
die Aethiopen zinspflichtig und drang mit seinen Heeren und Streitwagen S.
siegreich nach Syrien, Kleinasien und Mesopotamien vor. Dabei hat er sein
Reich mit Königspalästen und Tempelbauten geschmückt, deren einstige Pracht
und Herrlichkeit sich noch jetzt aus den zerbrochenen Säulen und aus den groß-
artigen Trümmern von Statuen und Bildnerwerk erkennen läßt. — Aber auch
Thebens Macht ging vorüber. Im siebenten Jahrhundert erlangte Psamme-
tich von Sais in Unterägypten mit Hülfe ionischer und karischer
S ö l d n e r die Oberherrschaft über das ganze Land. Um die Priestermacht zu
schwächen trat er mit den Griechen in Verbindung und nahm griechische Söld-
ner und Ansiedler in Aegypten auf. Erbittert über diese Neuerung wanderten
über 200,000 Aegypter aus der Priester- und Kriegerkaste nach Nubien aus
und gründeten dort den Priesterstaat Mer oö, dessen Lage am obern Nil noch
jetzt eine steinreiche Wüstenebene, hie und da von einzelnen Palmengruppen
unterbrochen, andeutet, eine Nachbildung des Pharaonenreiches in Theben.
Unter Psammetichs Nachfolgern sind besonders Necho, der Begründer der ägyp- Necho
tischen Seemacht und Schifffahrt, der den von Ramses begonnenen Canal vom gímk
Nil nach dem rothen Meer weiter führte und durch phönizische Seefahrer die
Südküste von Afrika umfahren ließ, und der streitbare Amasis zu merken, *
Auch der letztere begünstigte hellenische Cultur und Sitten und beförderte die 526.
Niederlassung griechischer Handelsleute, wodurch Reichthum, Luxus und Wohl-
leben in Unterägypten einzogen, so daß Sais an Prachtwerken und Kunst-
denkmalen mit Memphis und Theben wetteifern konnte. Aber die Tage der
Herrlichkeit waren gezählt. Kaum war Amasis im Tempelhof zu Sais zur
ewigen Ruhe gebracht, so überzog der Perserkönig Kambyseö das altberühmte
Aegyptenland mit Krieg. Des Amasis Sohn Psammenit verlor in der blu-Psamme-
tigen Schlacht v on Pelusium (Suez) Sieg und Reich an die Perser, mtc,525‘
die nunmehr zwei Jahrhunderte über Aegypten regierten. Aber das ägyptische
Volk vermischte sich nicht mit den Siegern; es bewahrte seine Sitten, Ein-
richtungen und Religionsgebräuche wie seinen Abscheu gegen alles Fremde.
6. Phönizier.
§. 14. Auf dem schmalen Küstenstrich zwischen dem Mittelmeer und dem
cedernreichen Libanon wohnte das seefahrende, handeltreibende Volk
der Phönizier in vielen volkreichen Städten, worunter Sidon und diedop-
pelstadt Tyrus die bedeutendsten waren. Rührig und thatkräftig ertrugen die
Phönizier nicht die beschränkende Kasteneinrichtung; vielmehr bildete jede
Stadt mit dem umliegenden Gebiete ein unabhängiges Gemeinwesen, an
dessen Spitze ein erblicher König stand, den jedoch die aristokratischen Ge-
schlechter und die Priester in großer Beschränkung hielten. Zusammen
bildeten sie dann einen Städtebund, dem zuerst Sidon, „der Markt der Na-
tionen", später das reiche Tyrus als Vorort Vorstand. Gewerbfleiß und gei-
stige Regsamkeit führten das Volk auf mancherlei Erfindungen als Glas,
Purpurfärberei und Buchstabenschrift. Auch in der Gießkunst, We-
berei, Baukunst und anderen Dingen waren sie ausgezeichnet. Sidonische
Gewänder, tyrischer Purpur, phönizische Glaswaaren und
Geräthschaften aus Elfenbein, Gold und andern Metallen waren im gan-
zen Alterthum gesuchte und kostbare Maaren. Die günstige Lage ihres Landes
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Ramses Sais Psammetichs Necho Necho Ramses Perserkönig_Kambyseö Sidon